LAS MARIPOSAS – Die Schmetterlinge

LAS MARIPOSAS – Die Schmetterlinge

Warum findet der Internationale Aktionstag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen eigentlich ausgerechnet am 25. November statt? 

Ehrlich gesagt hat sich mir diese Frage erstmals gestellt, als ich im Auftrag des Gleichstellungsbüros Aachen eine Performance anlässlich dieses Tages ausarbeiten sollte. Bei der Online-Recherche wurde ich fündig. Im Jahre 1981 schlug die Schriftstellerin Angela Hernández den Tag als Aktionstag vor und dieser wurde 1999 durch die Vereinten Nationen offiziell anerkannt. Aber was passierte denn nun am 25. November?

Vor über sechzig Jahren, genauer gesagt am 25. November 1960 wurden die drei Aktivistinnen Patria, Minerva, und María Teresa Mirabal ermordet. 

Patria, Minerva, und María Teresa Mirabal wuchsen in der Dominikanischen Republik zur Zeit der Schreckensherrschaft des Diktators Rafael Trujillo auf. Die drei Schwestern besuchten ein hoch angesehenes Internat und wuchsen zu politisch gebildeten mündigen Bürgerinnen heran. Zu Widerständlerinnen wurden die Schwestern, nachdem eine Klassenkameradin Minervas berichtete, dass ein Familienmitglied auf Trujillos Befehl hin getötet worden war. Fortan engagierten sich die Schwestern in der Opposition und diskutierten Ansätze zum Umsturz und der politischen Neugestaltung ihres Landes.

1949 lud der Diktator die drei zu einer seiner berüchtigten Partys ein. In seinem Größenwahn veranstaltete der Diktator diese Partys, um insbesondere junge Frauen um sich zu scharen und sich an sie ranzuschmeißen. Sein Spitzname hinter vorgehaltener Hand: geiler Ziegenbock. Er versuchte auch bei Minerva zu landen, die jedoch alle Annäherungen des Diktators zurückwies und die Party verließ. In den Wochen darauf bekamen sie und ihre Familie die Wut des Herrschers zu spüren. Minerva wurde mehrfach verhört und man versuchte, sie zu einer Entschuldigung für die Ablehnung zu zwingen. Sie blieb standhaft und schloss ihr Jurastudium als eine der besten und eine der ersten Frauen ab, allerdings wurde ihr der Abschluss nicht anerkannt.

Gemeinsam mit ihren Ehemännern wirkten die Mirabal- Schwestern in Widerstands-Gruppierungen. Unter dem Decknamen LAS MARIPOSAS (zu dt. die Schmetterlinge) veranstalteten sie heimliche Treffen und verfassten politische Schriften. Trotz dieser Tarnung wurden im Januar 1960 Minerva und María Teresa gemeinsam mit ihren Ehemännern verhaftet. Die Frauen wurden jedoch aufgrund deszunehmenden Drucks der Kirche und der US-Regierung wieder entlassen. Am 25.November 1960 fuhren Patria, Minerva, und María Teresa gemeinsam mit einem Fahrer von einem Gefängnisbesuch bei ihren Ehemännern zurück. Sie wurden auf der Strecke von Trujillos Handlangern aufgehalten und zu Tode geprügelt. Anschließend stießendie Männer den Wagen mitsamt der Leichen einen Hang hinunter, um die vier Morde zu vertuschen. Der Vertuschungsversuch misslang. So verbreitete sich die wahre Geschichte schnell, nicht zuletzt weil sich die vierte Schwester, Dede Mirabal, dafür einsetzte, die Wahrheit über den Tod ihrer Schwestern zu verbreiten und deren Andenken zu erhalten. Die breite Öffentlichkeit glaubte nicht an die Schilderung der Todesumstände und der Diktator geriet immer weiter unter Druck. Einige Monate später wurde Trujillo von ehemaligen Militärangehörigen hingerichtet. 

In vielen Ländern wird am 25. November den drei mutigen Freiheitskämpferinnen gedacht. Bis heute leiden Frauen unter struktureller, sexueller, körperlicher und psychischer Gewalt. Der heutige Tag soll uns diese Tatsache ins Gedächtnis rufen, aber er soll auch Hoffnung verbreiten: 

Gemeinsam können wir etwas im Kampf gegen diese Ungerechtigkeit bewegen. Ein wichtiger Schritt ist es das Schweigen zu brechen. Und damit wende ich mich direkt an dich. Wenn du oder eine dir nahestehende Person Opfer von Gewalt ist, dann warte nicht länger und suche dir Hilfe. 

Zum Beispiel hier: 

https://www.hilfetelefon.de/

08000/ 116 016

Teile diesen Beitrag
Letzte Artikel von Elena Kristin Boecken (Alle anzeigen)

Elena Kristin Boecken

Elena Boecken ist Schauspielerin und Regisseurin aus Köln. Sie ist Ensemblemitglied bei "Das Theaterbüro" und engagiert sich außerdem im Netzwerk Dialog und Demokratie für eine offene und konstruktive Gesprächskultur. Außerdem schreibt sie Theaterstücke und Beiträge für feministische Performances.

Related Posts

Lena will nicht mehr zum Judo (Video)

Lena will nicht mehr zum Judo (Video)

Widerstand (Video)

Widerstand (Video)

De facto: Deutsch

De facto: Deutsch

Ohnmacht

Ohnmacht

No Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blog via E-Mail abonnieren

Powered by

Autor*innen

avatar for
avatar for
avatar for
avatar for
avatar for
avatar for
avatar for
avatar for
avatar for

Neueste Beiträge

Neueste Kommentare

Instagram